Termin Architekt  -  Massivbau/Fertigbau
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Termin Architekt  -  Massivbau/Fertigbau

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Grundriss-Diskussion 216
Hallo, liebe aktive und passive Mitleser, gestern Abend waren wir also bei dem Architekten, den wir empfohlen bekamen.
Er ist eigentlich sehr nett und macht einen ehrlichen und offenen Eindruck. Trotzdem redeten wir anfangs aneinander vorbei. Das Problem war, dass wir dachten, einen freien Architekten vor uns zu haben.
Dem scheint nicht so zu sein.
Er ist 48 Jahre alt und arbeitete bis vor kurzem (wohl seit 30 Jahren) bei einem Bauträger. Aus welchen Gründen auch immer jetzt nicht mehr. Er würde uns das Haus so wie wir es wollen wie ein Bauträger anbieten, also schlüsselfertig (abzüglich vereinbarten Eigenleistungen).
Ein Angebot (selbstverständlich kostenlos) würde er bis zum letzten Nagel herunterbrechen und die Preise eintragen. Die Vorplanung usw. bis zum Bauantrag würde er auf Stundenbasis abrechnen, aber auf keinen Fall höher als 3.000 € kommen.
Kann meine folgende Vermutung zutreffen, dass er bei seinem Ausscheiden aus seiner Firma einfach die Kalkulationsdaten, BLB usw. "mitgenommen" hat und es jetzt selbst versuchen will? Vermutet er als Bauträger höhere Margen als freier Architekt?
Meine bisherige, nicht begründete Meinung ist die, dass ein Bauträger wohl eher vertriebsorientiert ist als käuferorientiert. Im Regelfall (hier nicht, da Grundstück vorhanden) kaufen die ja ein paar Grundstücke setzen Reihenhäuser und Doppelhäuser drauf und versuchen das dann zu verkaufen.
Ist da die Qualität nicht automatisch relativ bescheiden?
Zwei Aussagen von ihm gaben uns zu denken:
a) Perimeterdämmung braucht man nicht zu kleben, die wird nur an die Kellerwand gestellt und angeschüttet.
b) Eine Noppenbahn unter der Bodenplatte reicht vollkommen. Sie soll nur die Bewehrung vor Rost schützen.
Zu diesem Thema würde ich mich über viele Meinungen und Beiträge freuen.
Er nannte neben den mir bekannten, ein neues Argument gegen Fertighaus: Aufgrund der geringeren Masse würde das Haus speziell im Winter in der Nacht bei Absenkung sehr schnell auskühlen, was einen Heizmehrbedarf am nächsten Morgen bedeuten würde. Ist das von den Kosten her spürbar oder nur rein akademisch zu sehen?
Zurück zu unseren beiden Fertighausanbietern: Anbieter-B würde uns bekanntlich für 3.500 € den Bauantrag machen. Er bietet uns nun an, bereits vor Vertragsunterzeichnung zusammen mit dem Architekten den Grundriss zu planen. Der Vertriebler sagte zwar, dass man das nur machen sollte, wenn man sich schon relativ fix auf einen Anbieter festgelegt hat, aber zwingen zur Unterschrift kann man uns auch nach der Vorplanung nicht.
Klar, das sehen wir auch ein. Ich will da jetzt nicht bei beiden Anbietern den Aufwand betreiben.
Meine Frage: In meinen Augen wäre das eigentlich ein gangbarer Weg. Wir haben vor Vertragsunterzeichnung unseren Grundriss, können ihn hier noch mal zur Diskussion stellen und wissen, ob die "Chemie" zwischen Architekten und uns stimmt. Habe ich etwas übersehen?
Gbt es weitere Alternativen oder Vorschläge?
Viele Grüße aus Ludwigshafen
Harald Schneider
PS:
Nächsten Dienstag ist Fertighausanbieter-A bei uns. Ein paar Tage später dann Anbieter-B (siehe oben)
  1. das ist mit Verlaub ... Huhu, her ebel

    Foto von Stefan Ibold

    Moin,
    ... weiter geht es nach dem Zitat :)
    Er nannte neben den mir bekannten, ein neues Argument gegen Fertighaus: Aufgrund der geringeren Masse würde das Haus speziell im Winter in der Nacht bei Absenkung sehr schnell auskühlen, was einen Heizmehrbedarf am nächsten Morgen bedeuten würde. Ist das von den Kosten her spürbar oder nur rein akademisch zu sehen?
    ... Schwachsinn.
    Es geht dieselbe Menge "Wärme" heraus wie bei jedem Bau auch. Bei einer dickeren und schwereren Wand, also Masse, ist mehr "gespeichert". Das kann man durch entsprechende Dämmungen kompensieren. Auch wenn so mancher Ziegelphysiker das nicht gerne liest.
    Grüße
    Stefan Ibold
  2. Wärmespeicherwunderfetischismus

    Auch zum Thema "Speichermasse im Haus":
    Das mag schon so stimmen, dass mehr Masse mehr Wärme speichert, um sie danach wieder längere Zeit abgeben zu können. Ich finde aber, dass der praktische Nutzen überschätzt wird. Was im Winter evtl. von Vorteil sein mag, um 10 Liter Heizöl einzusparen (oder so) wird im Sommer, vor allem in einem heißen Sommer, zur Qual.
    Das massereiche Betongebäude in dem wir wohnen hat nämlich die Wärme der Tage super über die Nacht gerettet. Selbst mit Lüften war die Bude nicht kühlzukriegen. Unruhige Nächte und schon morgens 30 ° im Wohnzimmer. Das kann's ja auch nicht sein.
    Und wenn im Winter träge Heizsysteme wie Fußbodenheizung anfangen zu nerven, weil sie auch an warmen Tagen noch wärmen, nur weil es gestern kalt war, trägt das massereiche Haus seinen Teil dazu bei.
    Wollte ich nur auch zu bedenken geben.
    Wie oft nutzen Sie die Restwärme von Elektroherd und Backofen? Eben, die nutzt auch kaum jemand. Deswegen ist der Gasherd so beliebt. Warm, wenn er warm sein soll  -  kalt, wenn er kalt sein soll. Für mich persönlich darf sich das Haus auch eher wie ein Gasherd verhalten.
    Grüße, TH
  3. Wärmespeicherung

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    Für mich hat das Thema Speichermasse zwei Facetten:
    Massearme Gebäude können zusätzliche Wärmegewinne im Winter und in der Übergangszeit (Sonneneintrag, interne Gewinne durch Geräte und Benutzer) weniger gut einspeichern. Es kommt schneller zur Überhitzung. Die Wärmegewinne müssen abgelüftet werden und bleiben ungenutzt. Bei massereichen Gebäuden kommt es nicht zur Überhitzung, die Wärmegewinne können genutzt werden.
    Nachtabsenkung ist weniger relevant. Beim massearmen Gebäude fällt die Temperatur schneller ab, die Abschaltung muss kürzer sein. Das massereiche Gebäude benötigt mehr Energie, um die Temperatur wieder anzuheben.
  4. Noch was zu massearm/reich

    Kennzahl dafür ist wohl das Flächengewicht der Mauer, dass ist auch bei "Massivbauten" mit gut dämmenden Milkiwayziegeln (eigentlich alle, außer KS) auch nicht so hoch. Klarr Holzrahmenbau ist noch deutlich drunter und ein Blockbohlenbau kann über einem Mauerwerk liegen! Wenn man nicht gerade mit KS und Dämmung baut ist das Speicherverhalten nie so, wie man es aus einem Altbau gewöhnt ist.
    Meiner Wohnerfahrung aus unserem neuen Haus (Poroton+WDVSAbk.) nach ist das im EGAbk. alles in Ordnung, im OGAbk. wird es  -  auch ohne Dachfenster  -  sauheiß. Da fehlt die Masse. Das Sonnenlicht, auch an kalten Tagen lässt sich über ein Fenster besser einfangen, als über eine ungedämmte Mauer: vergiss Fischer!
    Perimeterdämmung stellen:
    (Laienmeinung) ist im Erdbedeckten Teil vielleicht besser, da sie nicht durch Setzungen abreißen kann und die Abdichtung beschädigen. Besser gemacht ist es allerdings wohl (im Forum angelesen) geklebt und mit Gleitschicht.
  5. um das Vorgeplänkel zu beenden

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    zum Kernpunkt der Frage. Ja, Sie haben etwas übersehen:
    • Keiner der Auftretenden ist "Ihr" Architekt.
    • Sie sind dabei, die Preise von 3.000 bzw. 3.500 € für die Eingabeplanung zur Entscheidungsgrundlage für den Kauf ein 300.000-€-Hauses zu machen.
    • Sie ahnen, dass eine suboptimale Planung herauskommen kann, wenn einem der nicht "freien" Kollegen nach Absitzen der 3.000 € der Stift aus der Hand fällt. Ihre unterschwelligen Bedenken zerstreuen Sie damit, dass das Forum eine solche schon aufdecken wird.
    • Sie wissen eigentlich, dass das richtige Honorar gemäß HOAIAbk. bei 8.000 € liegt, ohne Leistungen des Tragwerksplaners.
    • Sie verdrängen, dass alle Anbieter den Preis der Eingabeplanung aus ihrem Werbe-Etat bezuschussen, in der Hoffnung, Sie an die Angel zu bekommen um sich später über die intransparenten Baupreise zu refinanzieren. (zwischen den echten Bauwerkskosten und dem Komplettpreis wird 30-40.000 € Luft sein).

    Fühlen Sie sich wirklich frei, später die Bauleistung woanders einzukaufen, wenn Sie die bezuschusste Planung des Bieters B nehmen? Ich glaube, der Vertriebler hat in puncto "schlechtes Gewissen" schon ganz gut vorgearbeitet.

  6. Recht haben Sie ..

    @ Herrn Stubenrauch: Danke für die kritischen Anmerkungen. Zum Teil haben sie schon ins Schwarze getroffen.
    Keiner ist bisher "unser" Architekt. Stimmt. Insgesamt haben wir jetzt 3 Anläufe hinter uns (2 sind schon eine Weile her). Alle 3 waren wohl nicht das Gelbe vom Ei.
    Die brauchbarsten Architektenkommentare bekam ich hier im Forum, u.a. von Ihnen. Um eines klarzustellen: Wenn wir nicht so weit räumlich getrennt wären, wären Sie mit Sicherheit erste Wahl. Hier wäre ich mir sicher, dass wir keinen Schrott geplant und umgesetzt bekämen. Dahingehend würde ich ihnen mittlerweile fast blind vertrauen. Da würden wir uns auch vom Holzbau verabschieden können.
    Klar weiß ich, dass die 3.000 € unter Wert sind. Ich habe diese Preise nicht verhandelt. Ich habe sie in beiden Fällen so angeboten bekommen ohne etwas über den Preis zu sagen (Genau so haben wir den Turm "geschenkt" bekommen). Klar ist mir auch, dass die Restkosten unter Akquise oder Marketing im Hauspreis eingerechnet sind. Das wären sie aber auch, wenn ich bei den Anbietern auf HOAIAbk.-Preise pochen würde.
    Ach ja, selbstverständlich werde ich einen unabhängigen Baubetreuer nehmen der den Bau des Fertighausanbieters überwacht, vorausgesetzt wir entscheiden uns für einen der FH-Anbieter. Der darf dann auch ruhig nach HOAI abrechnen.
    Mit der suboptimalen Planung haben Sie auch recht. Klar, würde ich hier gerne den Grundriss zur Diskussion stellen um möglichst viele Meinungen darüber zu hören, auch aus Laiensicht (Bauherrensicht).
    Ich würde auch gerne zusätzlich den Grundriss (die Planung) des FH-Anbieters von einem Fachmann gegen anständiges Honorar überprüfen lassen (vor Vertragsunterzeichnung). Da habe ich bereits gestern Abend nach dem Termin an Sie gedacht.
    Sie sehen, wir sind immer noch auf dem Weg zu einer Entscheidung. In wie weit wir Kompromisse machen "müssen" weiß ich jetzt noch nicht. Es ist bis jetzt aber nichts dabei, wo ich sofort laut Hurra rufen würde.
    Viele Grüße
    Harald Schneider
  7. warum dieses?

    "Da würden wir uns auch vom Holzbau verabschieden können. "?
    habe ich jetzt irgendendwas bei der wärmespeicherthematik verpasst?
  8. ich sag nur eins ...

    Billig ist teurer als Richtig  -  und das gilt auch für "Architekten", insbesondere für die, die für nen Appel und n Ei Leistungen erbringen wollen, die bei vernünftigem Verständnis für die gestellte Aufgabe zu den Mindestsätzen vielleicht kostendeckend, aber keinesfalls auskömmlich honoriert wird ... und sich dann noch eine Haftung ans Bein binden, die ohnehin kaum bezahlbar ist?
    Mich wundert da nichts mehr. Es gibt immer einen, der es noch billiger macht ... (John Hopkins)

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