Anfrage wegen kostenpflichtiger Vermessungen nach Fertigstellung
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Anfrage wegen kostenpflichtiger Vermessungen nach Fertigstellung

Hallo,
11 Monate nach unserem Einzug in unser Haus im Land Bayern bekamen wir Post vom Vermessungsamt. Sie möchten unser Grundstück neu vermessen, obwohl wir strikt nach Bauplan gebaut haben. Vor einiger Zeit habe ich aus den Medien erfahren, dass diese Vermessungen nicht mehr durchgeführt werden sollten, um die Bauherren nicht unnütz zu belasten und um Bürokratie abzubauen. Weiß jemand über diese Problematik Bescheid und kann uns da weiterhelfen? Gibt es irgendwelche Fristen, die das Vermessungsamt einzuhalten hat oder gibt es im Internet Hinweise, wie man sich gegen diese Abzocke wehren kann?
Für entsprechende Informationen oder einen Erfahrungsaustausch bin ich Ihnen schon im Voraus sehr dankbar.
  • Name:
  • Woloszyn, Sven
  1. Gem.

    § 10 Katastergesetz sind Sie verpflichtet die Vermessung durchführen zu lassen. Sinn ist die Übernahme des durch Sie als Bauherren errichteten Gebäudes in das Liegenschaftskataster.
    Zu Abzocke:
    Warum soll die Allgemeinheit (Steuerzahler) Kosten für einen Aufwand übernehmen, den Sie durch Ihr Bauvorhaben verursacht haben?
    • Name:
    • M.P.
  2. warum Abzocke?!

    Sehr geehrter Herr Peters,
    ich bin eigentlich nicht leichtfertig mit solchen Kraftausdrücken wie Abzocke, doch wird mir der Großteil der Bauherren beipflichten, dass man dazu genötigt wird eine Leistung zu bezahlen, die man nicht angefordert hat, sondern einem behördlich aufgedrängt wird. Diese Leistung ist vielerorts völlig unnötig, da der Großteil der Bauvorhaben genau nach Bauplan durchgeführt wird und durchaus für Eintragungen in die amtlichen Karten und Verzeichnisse taugen. Sollte man beim Vermessungs- bzw. Katasteramt (Vermessungsamt, Katasteramt) der Meinung sein, dass etwas nicht genau nach Plan lief, so kann es ihnen ja völlig frei stehen dies durch Vermessungen jederzeit zu überprüfen. Bei Abweichungen können diese ja für den Bauherren kostenpflichtig sein. Gravierende Abweichungen vom Bauplan treffen in der Regel nur selten zu, sodass man hier eine nette Einnahmequelle auf Kosten der Bauherren sieht und diese sich vom Gesetzgeber absichern lässt. Auch was die Höhe der Kosten in einigen Hundert € rechtfertigen soll, ließe sich durch mehr Transparenz begründen. Hier besteht noch Nachholbedarf für die verantwortlichen Stellen.
    Wie bereits oben erwähnt stehe ich mit dieser Meinung nicht allein da, was in Gesprächen mit anderen Bauherren deutlich zum Ausdruck kommt. Vielleicht sollten die betreffenden Behörden mal
    das Gespräch mit den Betroffenen suchen, statt sich hinter Paragraphen zu verstecken bzw. sich mit der Durchsetzung überalterter aber lukrativer Verordnungen hervorzutun.
    Kontrollen müssen sein, keine Frage. Ansonsten würde es zu unbeschreiblichen Auswucherungen beim Bau von Gebäuden kommen, egal ob privat oder öffentlich. Außerdem gilt es Gefährdungen durch unsachgemäßes Bauen (z.B. zu nah an Hängen, Gewässern, Bahnlinien, Stromleitungen usw.), Grenzstreitigkeiten und vieles mehr entgegenzuwirken.
    Aber trotzdem drängt sich der Verdacht auf, dass es ohne diese Bestimmungen diesen Ämtern an ausreichend Arbeit mangeln könnte. Dies könnte natürlich eine Begründung für die Selbsterteilung von Aufträgen sein, wobei man nicht die Rolle des Gesetzgebers außer acht lassen darf.
    Ihr Argument Herr Peters, dass der Bauherr selbst schuld an der Neuvermessung sei, ist nicht ganz nachzuvollziehen. Schließlich wurde bereits in den Bauplänen alles genauestens dargelegt, für deren Genehmigung der Bauherr ebenfalls zahlen musste.
    Ich würde mich freuen, wenn sich zu diesem Beitrag auch andere Betroffene wie Bauherren oder Verantwortliche in den Ämtern äußern würden, um hier verschiedene Meinungen darzulegen und zu erfahren.
    Sven Woloszyn
  3. Es

    geht mit der Gebäudeeinmessung eben darum, zu prüfen, ob tatsächlich nach den genehmigten Plänen gebaut worden ist. (Wie Sie selbst schreiben, ist dies nicht immer gegeben.) Und das lässt sich eben nur in der Örtlichkeit durch Aufmaß erledigen.
    Auch nicht gravierende Abweichungen von ein paar Zentimetern werden zum Problem, wenn es um Abstände zu Nachbargrenzen etc. geht.
    In anderen Bundesländern ist es nicht den staatlichen Vermessungsämtern vorbehalten, diese Arbeiten durchzuführen, sondern hier können auch Öff. bestellte Vermessungsingenieure diese Leistung übernehmen.
    Allerdings nach der selben Gebührenordnung :-)
    • Name:
    • M.P.
  4. In der Theorie

    In der Theorie nach der gleichen Gebührenordnung, in der Praxis ...
  5. sinnig

    Das Sie mit der Meinung kein Geld bezahlen zu wollen nicht allein da stehen bedarf keiner weiteren Erläuterung .. *g
    Ich finde die amtliche Einmessung durchaus gerechtfertigt. Papier ist geduldig, Bauanträge werden auf Papier eingereicht was daraus gemacht wird, wird oftmals vor Ort "optimiert".
    Würde sich keiner mehr drum scheren würde das Optimieren nur so um sich greifen.
    Was mich an meinen Baukosten am meisten genervt hat war was ganz anderes, nämlich die Grunderwerbssteuer .. erklär mir DIE einer ;)
  6. Unsere Vermessungskosten

    Foto von Oliver Kettig

    Hallo,
    unsere "vermessungsbezogenen" Kosten (Einfamilienhaus, Hessen, 2004):
    • Lageplan (Katasteramt) 548,27 €
    • Vermesser Grob+Feinabsteckung 1323,84 €
    • Vermesser für Aktualisierung Katasterplan n. Fertigstellung 672,57 €
    • Aufnahme ins Kataster rd. 100 € (genauen Betrag nicht zur Hand)

    Geärgert habe ich mich weniger über die Vermessungskosten als über die Zahlungen ans Katasteramt  -  550 € für einen farbigen Ausdruck eines in digitalisierter Form vorliegenden Katasterplans fand ich schon etwas happig. Die Rechnung von 100 €, die da letzthin eintrudelte (über ein Jahr nach der abschließenden Vermessung übrigens), war da schon fast wieder zum Schmunzeln.
    @Uli
    Über die Grunderwerbssteuer reg ich mich lieber nicht auf  -  Aber die hat zumindest den Vorteil, dass man die vor Erwerb schon exakt kennt und mit einrechnen kann.
    Grüße

  7. autsch

    das sind ja richtig hohe Kosten ...
    Also ich habe das alles von einem privaten Vermessungsingenieur machen lassen. Ob da natürlich jetzt noch in einem Jahr eine Rechnung für die Aufnahme in irgendwas angeflattert kommt wird sich weisen.
    Bezahlt habe ich:
    Grob- und Feinabsteckung (Grobabsteckung, Feinabsteckung): 876,54
    Einmessung: 409,48
    Rheinland Pfalz scheint billiger als Hessen
    Mir wurde das vorher gesagt, dass diese Einmessung zu erfolgen hat und die Kosten wurden genannt. Der Nachbar (Fertighaus) wusste es nicht und wurde bei einem Gespräch mit mir vom freundlichen Mitarbeiter des Katasteramtes überrascht. Dieser erläuterte sie würde immer dann von alleine tätig werden, wenn eine bestimmte Zeit (vergessen) nach Rohbaufertigstellung kein Antrag auf Aufnahme ins Kataster vorläge.
  8. Aber:

    Das Argument, dass durch die Gebäudeeinmessung vom Katasteramt die richtige Ausführung und Lage des Gebäudes auf dem Grundstück kontrolliert wird zieht nicht, da die Gebäudeeinmessung hauptsächlich der Fortführung des Liegenschaftskatasters dient. Eine Rückkopplung zwischen Katasteramt und Bauamt findet nicht automatisch statt, sondern nur wenn das Bauamt einen Fehler vermutet oder ein Nachbar Einspruch einlegt und das Bauamt daraufhin die Daten vom Katasteramt anfordert.
    Als Entwurfsverfasser in NRW hatte ich bislang die Lagepläne für einfache Wohngebäude auf Grundlage eines Flurkartenauszuges für 12,50 € angefertigt, die Gebäudeabsteckung (Schnurgerüst) selbst erstellt, sodass dem Bauherrn lediglich die Vermessungskosten für die abschließende Gebäudeeinmessung blieben. Von den Bauämtern wurde in dieser Hinsicht bislang nichts anderes gefordert, außer einmal bei einer Grundstücksteilung, da war natürlich ein Vermesser involviert.
    In anderen Bundesländern ist dies oft anders: Der Lageplan muss von einem Sachverständigen nach Vorgabe des Architekten angefertigt werden, Zusatzkosten 500-1500 €, das Schnurgerüst muss vom Sachverständigen abgenommen werden und ein Absteckungsriss gefertigt werden, wieder 1000 €, und zum Schluss die Gebäudeeinmessung für 500-1000 €. Also ist da je nach Landesrecht und Anforderungen der Bäuamter ein Ungleichgewicht, einige Bauherren zahlen mehr für Vermessungsleistungen als Andere. Ich würde sagen, bei Gebäuden, die nicht genau an der Grenze stehen müssen (wie bei Doppelhäusern, Grundstücksteilungen etc.) oder bei Gebäuden, die nicht auf den letzten Zentimeter die Abstandsfläche ausnutzen sollen, sind Vermessungsleistungen im Vorfeld wie amtlicher Lageplan, Gebäudeabsteckung nicht erforderlich, solange ein fachkundiger Bauleiter bestellt ist (Architekt / Ingenieur) und diese Aufgaben wahrnehmen kann, weil bei denen sind diese Leistungen in der Regel schon mit dem Architektenhonorar abgegolten. Oder es sollte dem Bauleiter/Architekten verantwortlich möglich sein, weitere Sachverständige hinzuzuziehen, wenn es denn erforderlich wird, z.B. bei schwierigen Grundstücksverhältnissen oder wenn wichtige Grenzzeichen fehlen. Die meisten einfachen Wohngebäude lassen sich mit einfachem Ingenieur- oder Handwerkerwissen einmessen, es reichen Schnüre, Fluchtstangen, Nivelliergerät, Maßband und Kenntnis des Pythagoras.
    Nur um die letztendliche Gebäudeeinmessung wird man wohl nicht herumkommen, da die Aufnahme der Gebäude in das Liegenschaftskatster hoheitliche Aufgabe ist.
    Es gibt aber im Vermessungswesen einige Leistungen, die eigentlich überflüssig sind und nur auf Formalismus beruhen und damit überflüssige Einnahmequellen für die Vermessungsingenieure hervorrufen. Beispiel:
    In Niedersachsen kann man Flurkartenauszüge für ca. 20 € erhalten. Für einen Bauantrag reichen diese nicht aus, es muss beim Katasteramt oder Vermessungsingenieur ein sog. "einfacher Lageplan gem. Bauvorlagenverordnung" oder manchmal auch ein qualifizierter Lageplan bestellt werden, die Kosten richten sich nach den Baukosten. Will man eine Garage bauen bezahlt man um die 70 €, bei einem Wohnhaus schon mal 250 €  -  500 €. Der Informationsgehalt dieses "einfachen Lageplans" unterscheidet sich bis auf das Dienstsiegel nicht von einer Flurkarte für 20 €. Der Entwurfsverfasser muss dann in 3 Originale das Bauvorhaben "von Hand" einzeichnen und vermaßen, obwohl dies auf einer 20- €-Flurkarte das gleiche Ergebnis bringt. Wozu das Ganze?
    Gruß
  9. Pythagoras, nicht Pythagoras

    richtig Schreiben sollte man können ...

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