Wiederkerendes Thema: Fremdwährungskredit
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Wiederkerendes Thema: Fremdwährungskredit

Hallo, aus gegebenem Anlass einige Kommentare zu Fremdwährungskrediten:
Fremdwährungen werden häufig dann als Kredit benutzt, wenn das Zinsniveau deutlich niedriger als in der eigenen Währung ist; Bspw. hierfür sind yen und Schweizer Franken. Grundsätzlich ist diese Finanzierung nicht falsch, allerdings muss genau geprüft werden, ob sie für den vorliegenden Einzelfall optimal ist. Und genau hier liegt das Problem. Bevor ich aber darauf näher eingehe, möchte ich zunächst das Vorgehen erläutern.
Es wird ein Darlehen in einer fremden Währung aufgenommen; für diese Währung gelten i.d.R. andere Zinsen als in der Heimatwährung (ich unterstelle hier €). Der zu zahlende Zinssatz setzt sich zusammen aus dem "risikofreien Zins" z.B. Libor (oder einem Festzins, häufig ähnlich dem Interbanken-Swapsatz) und einer risikoprämie (oder Marge) abhängig von der Bonität des Schuldners bzw. den gestellten Sicherheiten. Der Kunde erhält aber bei Festzinskrediten häufig nur den Gesamtzins genannt, seine Marge kennt er nicht.
Der Dartlehnsbetrag wird dann zum aktuellen Devisenkurs in € umgetauscht und somit kann der Kreditnehmer seine Euroverpflichtungen erfüllen.
Die Rückzahlung des Darlehns als auch die Zahlung der Zinsen hat in der gewählten Fremdwährung zu erfolgen. SOMIT TRÄGT DER Kreditniedrigenergiehaus nehmer EIN WECHSELKURSRISIKO, DAS ggf. NUR SEHR SCHWER ABZUSCHÄTZEN IST.
Verliert die Fremdwährung gegenüber dem € an Wert, spart der Kreditnehmer sehr viel Geld, da seine Schulden in € gerechnet deutlich weniger Wert sind. Verliert aber der € an Wert, gewinnt also die Fremdwährung, wird seine Darlehnsverpflichtung, gerechnet in € immer größer.
Und genau hier liegt das Problem: Die Bank will sichergestellt haben, das der Kredit auch zurück gezahlt wird. Somit wird sie im Falle "Wertverlust" € vom Kreditnehmer zusätzliche Sicherheiten fordern. Kann er diese stellen, kann er die ungünstige Marktentwicklung ggf. aussitzen; kann er aber keine weiteren Sicherheiten stellen, wird die Bank den Kredit wieder auflösen, sprich in eine Euroverbindlichkeit zurück verwandeln. Und dann hat der Kreditnehmer zwar Zinskosten gespart, aber der Kreditbetrag ist höher als zu Beginn der Kreditaufnahme.
Daraus folgt dann eindeutig, das Fremdwährungskredite 1. eine sehr starke Risikokomponente in sich tragen und 2. diese Art der Finanzierung völlig ungeeignet ist, wenn keine weiteren Sicherheiten existieren.
Oder anders ausgedrückt: Der schuldner muss sich die teureren Eurozinsen "leisten" können und sollte auch noch über liquide Sicherheiten (Bargeld, Sichtguthaben) in Höhe ca. 20 % des Kreditbetarges als "Spielgeld" für eine ggf. negative Währungsentwicklung verfügen.
Somit ist klar, das Fremdwährungskredite keine Möglichkeit darstellen, sich ein Haus leisten zu können, das ansonsten nicht finanzierbar wäre.
Beliebtes Argument unseriöser Berater: Gegen die Wechselkursrisiken sichert man sich über Devisentermingeschäfte ab. Hierzu folgendes (habe ich mal bei anderer Gelegenheit aufgeschrieben, Kurse/ Zinsen überholt, Aussage bleibt) am Beispiel Yen/ usd: Der heute handelbare Terminkurs wird abgeleitet aus dem Zinsdifferenzial der beiden Währungen. (Der tatsächliche zukünftige Kurs wird i.d.R. davon abweichen.) Als Beispiel zur Berechnung des Terminkurses: heutiger Kurs 106,40 Zins Yen 5 Jahre: 1,15 %,
Zins USD 6,6 % => Aufzinsung von 10640 Yen und 100 USD => 11462,3 Yen / 137,65 USD = 83,26 Yen/ USD, d.h. der heute abschließbare Terminkurs des Yen gegenüber USD ist 83,24
Mit Abschluss eines Termingeschäfts in dieser Situation würde ich somit den gesamten Zinsvorteil wieder verlieren. Der einzige Nutznießer wäre die Bank.
Auch der Kauf von Devisenoptionen hilft hier nur wenig weiter, da auch dabei der größte Teil (wenn nicht alles) der Zinsersparnis wieder draufgeht.
Fazit: Der Währungskredit bietet Chancen, aber hat auch ggf. extreme Risiken die für den Lainen nur sehr schwer abschätzbar sind.
Banken hingegen verdienen an so einem Kredit deutlich mehr als an "normalen" Finanzierungen, da
1. die Konditionen intransparent sind
2. die Marge hier höher ist als bei "normalen" Immobilienkrediten
3. die Umrechnung der Währungen Gewinne für die Bank bringt.
Bleibt noch die Frage, falls es denn ein Währungskredit sein soll, welche Währung:
CHF: Die Zinsen sind niedriger, aber das Zinsdifferential dürfte so an die 2,5 % betragen; das kann bei entsprechender Währungsentwicklung auch schnell weg sein.
Yen: Der Unterschied sollte sogar bei 3 bis 3,5 % liegen, aber auch hier kann eine Veränderung der Wechselkurse ganz schnell eine Erhöhung der Schulden um 15,20 % betragen. (Man braucht ja nur den USD zu sehen, aktuell 1,17 und vor nicht ganz einem Jahr bei 85 cent.
Was spricht für einen schwachen yen: Die Wirtschaft ist völlig am Boden, dads Bankensystem marode; wäre es nicht Japan sondern z.B. Thailand, die Währung würde ins Bodenlose fallen.
Aber: Japan ist DER Finanzierer der Usa; sollten sämtlich Billionen an Auslandsinvestitionen zurückfließen, Würde der yen extrem stark gegenüber dem USD aqufwerten und über die Cross Rate dann wohl auch gegenüber dem €. Das paradoxe daran: je schlechter es Japan geht, desto mehr Geld wird zurück fließen. Insofern kann ich nur davor warnen, die Aufnahme einen Kredites in yen als "sichere Sache" anzusehen.
Ich hoffe, damit ist klar geworden wie Fremdwährungskredit funktionieren und wo die Risiken liegen. Seriöse Finazberater machen daher kenntlich, wenn sie Zinsen in Fremdwährungen anbieten und werben nicht nur mit niedrigen Zinssätzen, die dem Betrachter/ Leser suggerieren: Ich bin deutlich besser als alle anderen.
  • Name:
  • Reg2023-Herr clausd
  1. Ergänzung

    Hallo Herr Clausd,
    ich schließe mich gerne Ihrer ausführlichen Darstellung an und möchte nur kurz auf Konvertierungsklauseln eingehen.
    Steigt die Fremdwährung um einen bestimmten Prozentsatz wird das Darlehen automatisch in € umgewandelt. Was wie Schutz für den Kreditnehmer aussieht, ist für die Bank die Absicherung eines Ausfallrisikos und die Chance auf ein besseres Geschäft.
    Der Kreditnehmer dagegen muss jederzeit damit rechnen, dass sein buchtechnischer Verlust realisiert wird und er sich möglicherweise auf neue, inländische Bedingungen für ein wesentlich höheres Darlehen einlassen muss. Die Chance auf Kursgewinne  -  und deshalb lässt er sich ja auch auf das Fremdwährungsdarlehen ein  -  sind vor dem Ende der eigentlichen Laufzeit genommen. Er wird zwar vor einem noch höheren Verlust geschützt, aber aussitzen geht nicht mehr.
    Ein weiterer Punkt, wäre die Berücksichtigung der Spesenkomponente. Die Bank gewinnt immer ... ;-)
    Fremdwährungskredite sind Spekulationsgeschäfte mit allen Risiken, und zwar mit Geld, das man nicht hat.
    Viele Grüße

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