Luftdichtigkeit von OSB-Platten
BAU-Forum: Holzbau

Luftdichtigkeit von OSB-Platten

Liebes Forum,
da ich im Vertrag hatte aufnehmen lassen, dass die Stöße der OSBAbk.-Platten zusätzlich verklebt werden sollen im Außenwandbereich, bekam ich nach Nichtausführung des AN folgendes Schreiben übermittelt. Was für eine Meinung haben die Experten dazu, unabhängig davon, dass nicht das was im Vertrag an Leistung stand geliefert wurde?
"Sehr geehrte Damen und Herren,
Ihre Anfrage zur Luftdichtheitswirkung von OSB-Platten sowie Ausführung von Nut-Feder-Stößen können wir wie folgt Antworten:
Aufgrund der Materialkennwerte von OSB 3- und OSB-4-Platten sind diese Baustoffe in der Lage und geeignet, als Luftdichtheitsschicht in Holzkonstruktionen verwendet zu werden. Im Rahmen von Gutachten und Güteüberwachungen wurden vom Unterzeichner Nut-Feder-Stöße von Holzwerkstoffplatten einer gesonderten Prüfung unterzogen. Bei einem herrschenden Gebäudeunterdruck von 50 Pa, die sist die Normbedingung für solche Prüfungen, sind bei ordnungsgemäß ausgeführten Nut-Feder-Stößen keine signifikanten Luftaustauschmengen festzustellen. Auf Grund solcher baupraktischen Untersuchungen sowohl des Unterzeichners als auch bei den Produktherstellern, können ordnungsgemäß ausgeführte Nut-Feder-Stöße an Holzwerkstoffplatten ohne zusätzliche Abklebung verbleiben. Randanschlüsse zu anderen Bauteilen und Anschlüssen hingegen sind nach Stand der Technik mit zusätzlichen Anschlüssen zu versehen. "
  • Name:
  • Angela
  1. Nix da

    (Laienmeinung:)
    Vielleicht haben die es wirklich geschafft, unter Laborbedingungen zwei handverlesene OSBAbk.-Platten per Nut und Feder so zu verbinden, dass sie die Bedingungen für fünf Minuten eingehalten haben.
    In der Praxis ist hier oder da etwas an Nut und/oder Feder zerbröselt, die Platten "arbeiten" etwas oder wurden gleich leicht verkantet montiert, usw.
    Wie soll sowas luftdicht sein? Winddicht vielleicht.
    Nein nein, ich würde in diesem Fall hart aber gerecht bleiben und auf das Bestehen, was vertraglich vereinbart war: Penibles Abkleben aller Plattenstösse!
    PS: Habe es gerade geschafft, mit 2,8 Promille fünf Meter geradeaus zu fahren. Ab sofort ist Autofahren unter Alkoholeinfluss für jedermann erlaubt. Prost!
    ;-)
  2. Vertrag ist Vertrag

    Werter Fragesteller
    Und wenn da abkleben drin steht, ist abzukleben. Egal was wer wie wo bescheinigt.
    Hat mal wieder eine mit der Gutgläubigkeit der Kunden kalkuliert ;-((.
  3. DIN 4108-7

    Foto von Norbert Basqué

    OSB-Platten sind luftdicht, aber die Stöße müssen gesondert behandelt werden.
    Dazu auch folgender Artikel eines Fachmannes auf diesem Gebiet.
    OSBAbk.  -  Platten als Luftdichtungsebene 27.11.2002
    Wir in Deutschland neigen leider all zu oft zu extremen Positionen. Die luftdichte Gebäudehülle ist dafür ein gutes Beispiel. Jahrelang kaum beachtet, wird nun eine Wissenschaft daraus und die Theoretiker und die Zulieferindustrie wird nicht müde, immer neue Techniken und Zubehörteile zu entwickeln, um sie später als unbedingt nötig in der Bauwelt einzuführen.
    Das Thema Luftdichte sollte sich näher an der Praxis orientieren. Da wird gelegentlich vom notwendigen Abkleben der Holzwerkstoffplattenfugen auf einem Holzfachwerk gesprochen. Haben Sie schon einmal eine abgeklebte Fuge im Mauerwerksbau gesehen? Egal, ob mit Mörtel oder nur als kalter Stoß ausgeführt.
    Gut, auf das Mauerwerk kommt ja noch der Putz! Auf die Holzwerkstoffplatte im Regelfall aber auch in Form einer gespachtelten Gipswerkstoffplatte, die sicher dichter und zuverlässiger ist, als ein poröser, rissiger Mörtel.
    Holzwerkstoffplatten sind luftdicht
    So steht es in der DINAbk. 4108  -  7. Zwar sollte der Begriff so ganz pauschal auch nicht darin stehen. Deswegen steht auch weiter unten, dass Holzwolle-Leichtbauplatten und poröse Holzwerkstoffe nicht ausreichend luftdicht sind.
    Bei Spanplatten und OSB-Platten können wir aber davon ausgehen, dass diese ausreichend luftdicht sind.
    Die DIN 4108  -  7 führt nun im weiteren aus, dass sich damit in der Fläche eine Luftdichtheitsschicht herstellen lässt und gesonderte Maßnahmen im Bereich von Stößen, Anschlüssen und Durchdringungen zu ergreifen sind.
    In der Norm sind dann unter Punkt 7.3. Beispiele skizziert für Stöße bei Holzwerkstoff  -  und Gipswerkstoffplatten mit Stoß auf einem Ständer und auch ohne, als sogenannter fliegender Stoß. Da nicht hinterlegte Stöße, also fliegende Stöße, vor allem bei einlagigen Bekleidungen und Beplankungen mit Holzwerkstoffplatten wohl kaum "Stand der Technik" sind, wäre diese Darstellung eher überflüssig.
    Muss ich die OSB  -  Fuge abkleben?
    Wenn, und das dürfte der Regelfall sein, die OSB  -  Platte durch eine Gipswerkstoffplatte überdeckt wird, welche fachgerecht in den Fugen geleimt und / oder gespachtelt wird, übernimmt diese Bekleidung die Funktion der Luftdichte, ein Abkleben der OSB  -  Stöße ist dann überflüssig.
    Bleibt hingegen die OSB  -  Platte als Sichtfläche vorhanden, würde sich unter Berücksichtigung der Gebrauchstauglichkeit auch ein Klebeband auf dieser Fuge nicht als brauchbar darstellen.
    Allerdings, alle am Bau Beteiligten müssen wissen, welche Ebene die Luftdichtungsebene ist! Ob und in welchem Umfang durch einen Plattenstoß auf einem Holzstiel überhaupt Leckluft zu erwarten ist, wäre von Fall zu Fall zu prüfen. Bei einem gehobelten Konstruktionsvollholz und sauberer Befestigung der OSB gehe ich davon aus, dass bei einem beidseitig beplankten Wandelement, kaum mit nennenswerter oder messbarer Leckluft am Plattenstoß zu rechnen ist.
    Wie aber bereits erwähnt, wird eine fachgerechte verarbeitete Gipswerkstoffplatte darüber angebracht. Dann sind Leckagen ebenso sicher auszuschließen, wie durch ein Abkleben der OSB  -  Plattenfugen.
    Nut  -  Feder  -  Kantenausbildungen bringen praktisch kaum Verbesserungen. Wie bei Profilholz auch, sind diese Fugen möglicherweise ungenügend dicht, sofern sie als fliegende Stöße vorgesehen sind.
    Werden die Fugen mit einem hohlraumfüllenden Leim ausgeführt (z.B. PU  -  Leim) sind sie zwar dichter, allerdings haben wir dann ein anderes Problem  -  die Formänderungen.
    Formänderungen beachten
    Holzwerkstoffplatten werden üblicherweise mit einer Holzfeuchte von u ca. 5 bis 8 % ausgeliefert. Die spätere Nutzungsfeuchte wird sich bei Innenbeplankungen / Bekleidungen bis auf max. 12 % im Zuge der Nutzung bei zentral beheizten Gebäuden einstellen. Der Feuchtezuwachs beträgt also etwa 4 bis 7 %.
    Setzen wir das Schwind- und Quellmaß (Schwindmaß, Quellmaß) für Spanplatten (in diesem Fall Flachpressplatten) nach DIN 1052 an mit 0,035 %/%, würde sich bei einer Feuchtezunahme von 6 %, ein Quellmaß von 6 x 0,035 % = 0,21 % errechnen. Bei einer Plattenbreite von 1.250 mm, eine Quellung also von 2,63 mm!
    Deshalb sind bei der Verarbeitung von Holzwerkstoffplatten Stoßfugen von etwa 3 mm Fugenbreite unbedingt erforderlich.
    OSB  -  Platten verhalten sich bzgl. des Quellmaßes deutlich günstiger als Flachpress-Spanplatten. Dennoch aber sind auch hier die Stoßfugenbreiten von 3 mm einzuhalten. Während der Bauphase können durchaus im Herbst oder Frühjahr Holzfeuchtewerte von deutlich mehr als 12 % auftreten. Aus diesem Umstand heraus ist auch fugenlose Verlegung von Holzwerkstoffplatten mit Nut- / Federausbildung auf Tafelbauelementen (und auch sonst am Bau) nicht zu empfehlen.
    Abkleben der OSB  -  Plattenfugen?
    Es gibt einen weiteren Grund, weshalb das Abkleben der Plattenfugen unter einer Gipsbekleidung nichts bringt. Die Fuge, 3 mm breit, wird an der Oberfläche abgeklebt. Unter dem Klebeband verbleibt aber ein Hohlraum bzw. Kanal mit einem Querschnitt bei einer 15 mm OSB  -  Platte von 3 x 15 mm = 45 mm². Dieser Hohlraum bzw. Kanal ist nach unten und oben in der Regel offen, woraus sich ein Gesamt-Öffnungsquerschnitt von 90 mm² ergibt, also fast 1 cm².
    Skizze unter:

    Strömt also Leckluft in der Auflagefläche zwischen Beplankung und Stiel, gelangt sie in diesem Hohlraum bzw. Kanal und kann am oberen und unteren Ende austreten. Bei Problemen der Luftdichtung müssen wir also 3-dimensional denken!
    Dipl. -Ing. E.U. Köhnke

  4. Mutig!

    Aber nicht zu laut, sonst gehen noch Arbeitsplätze in der Klebebandindustrie verloren, ;-)!
  5. Wieso?

    Ich lese das so (vereinfacht, in Bezug auf die Fragestellung)
    Nut-und-Feder Verbindungen von OSBAbk.-Platten sind per se nicht luftdicht.
    Solche Stöße sind abzukleben, um Luftdichtheit herzustellen.
    (Ausnahme: Es kommen noch Rigips/Knauf/Fermacell/ ... -Platten drauf, die sauber geklebt/gespachtelt werden)
    Das darf jedoch nicht halbherzig geschehen, sonst entstehen "Luftkanäle" hinter dem Klebeband, durch die munter Luft strömen kann.
    Würde sagen, die Arbeitsplätze in der Klebebandindustrie sind gesichert. ;-)

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