Kritische Frage zu DIN 18195-4
BAU-Forum: Keller

Kritische Frage zu DIN 18195-4

Hallo Fachkollegen,
bin grad mal wieder am blättern in den Normen und stolperte über eine Formulierung in der DINAbk. 18195-4:2000-08 Abschnitt 6.2 Bodenplatten Hier heißt es: "Die Bodenplatte ist grundsätzlich gegen aufsteigende Feuchtigkeit nach 7.4 abzudichten. Dabei muss die Abdichtung des Bodens an die waagerechte Abdichtung der Wände HERANGEFGÜHRT oder mit ihr verklebt werden, dass keine Feuchtigkeitsbrücken insbesondere im Bereich von Putzflächen entstehen können (Putzbrücken). "
Was bitte soll diese indifferente Formulierung "HERANFÜHREN" im Klartext bedeuten? Wie schön klar war da doch die alte Fassung der DIN 18195 Teil 4 (08/1983) Abschnitt 5.1.4: "Die Bahnen müssen sich an Nähten, Stößen und Anschlüssen um 10 cm überdecken, die Überdeckungen müssen vollflächig verklebt, bzw. bei Schweißbahnen verschweißt werden. "
Praxisfall ist ein nicht unterkellertes Einfamilienhaus. Bodenplatte aus Normalbeton. Mauerwerkssperre unverklebt/überlappend verlegte GEFITAS ohne raumseitigen Überstand. Nach aktueller DIN-Fassung kann ich jetzt einfach die Bodenflächen mit Bahnenabdichtung auslegen und diese an die Wände "heranführen". Nach alter Norm hätte ich die Abdichtung ankleben müssen. Oder habe ich hier was verpasst?
  • Name:
  • Ben Krause
  1. fachgerecht ist und bleibt ...

    Foto von Stefan Ibold

    Moin,
    ... die dichte Verklebung mit der Sperre unter den Wänden oder der der zwischen den Schichten.
    Grüße
    Stefan Ibold
  2. ich lese das auch so

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    Heranführen reicht. Wenn ich selber nachdenke (ist ja bei Anwendung von DINAbk.-Normen geboten): drückendes Wasser ist nicht vorhanden. Konvektion findet auch nicht statt. Es muss nur kapillaren Effekten und der Diffusion entgegengewirkt werden. Da könnte ein stumpfer Stoß der Abdichtungen mit minimalem Luftspalt schon ausreichen. Der Kapillareffekt ist weg, sobald die "Putzbrücke" unterbrochen ist. Diffusion kann durch den stumpfen Stoß zwar noch stattfinden, wird aber so minimal sein, dass die angrenzenden Materialien es abkönnen und der Spalt sich nicht mit Wasser füllt.
  3. 3 Sekunden langsamer ;)

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    Stefan, ich bin nicht deiner Meinung, lasse mich aber gerne belehren. Bitte mehr als "fachgerecht bleibt ... ". Ich halte z.B. auch Tackerlöcher in Dampfbremsen und punktuelle Beschädigungen der Abdichtung auf der Bodenplatte für unschädlich, wenn keine Konvektion bzw. drückendes Wasser im Spiel ist.
  4. Tja genau das ist es

    Bei Tackerlöchern in Dampfsperren würde ich auch nicht auf die Idee kommen diese mit Klebeband einzeln abzukleben, aber bei einer Bodenplattenabdichtung frag ich mich doch ob ein Stumpfstoß reichen soll. Wenn man mal das alte Bild 2 der DINAbk. 18195 Teil 4 anschaut, dann wird klar: sobald der EGAbk.-Fußboden nicht sicher über der OK Gelände liegt, musste abgeklebt sein! SO war DAS früher! Heute hat sich die Abdichterlobby bei der Überarbeitung der DIN die eindeutigen Skizzen gespart und klare Ansagen durch schwammige Formulierungen ersetzt, was dazu führt, das der Übergang von Pfusch zu DIN-gerecht (Regel der Technik) ein fließender ist. super oder? Ich bin ratlos. Soll eine Bodenplatte mit OK 5-10 cm unter Geländehöhe tatsächlich nur durch "lose" verlegte, stumpf angestoßene Bahnen hinreichend abgedichtet sein?
    • Name:
    • B.K.
  5. Putzbrücke

    Putzbrücken sind sicher nur zu vermeiden, wenn die Mauerabdichtung über die Wand übersteht. Wieviel sei mal dahin gestellt. Innenkante bündig geht jedenfalls nicht sicher.
    Und ein Stumpfstoß? Erstens frage ich mich wie dieser spaltfrei über diverse Meter auszuführen ist (rein handwerklich) und dann auch nur wenn beidseitig des Stoßes keine Hohllagen, Blasen etc. vorhanden sind. Und das geht nur auf dem Papier!
    Wenn ich vor Ort eine solche Stumpfstoßkonstruktion zu beurteilen hätte, bin ich sicher, das ich jede Menge offene Nähte und Hohllagen finde. Und das war es dann mit der pfiffigen Auslegung der DINAbk..
    Außerdem, wie Herr Stubenrauch sagt, denken ist Pflicht!
  6. wie ist es denn nun?

    Foto von Stefan Ibold

    Moin,
    hab nen Konten im Schädel (nee, habe keinen über den Durst getrunken :) ).
    Wo kommt denn nun gem. 18195 oder 1053 die Sperrschicht bei den Trennwänden hin?
    Unter und über der ersten Steinschicht oder nur unter oder nur über?
    Marc Carden hatte es mir schon einmal gesagt, aber bei meinem Gedächtnis *Zweifel* ...
    Grüße
    si
    • Name:
    • si
  7. Die DIN 1053 regelt in Sachen Abdichtung nur,

    dass wenn Wände seitlich mit Erddruck belastet werden, hier eine besandete Sperre oderer ein Bahn ähnlichen Reibungsverhalten eingesetzt werden muss.
    Die DINAbk. 18195-4 "Bauwerksabdichtungen; Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit (Kapillarwasser, Haftwasser) und nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden; Bemessung und Ausführung  -  2000/08" sagt nicht aus, wo die Horizontale Sperrbahnen zu liegen haben. (Sache des Planers) Diese kann auch auf der ersten Schicht liegen. Dann ist nur die Sperre der Sohle hier heran zu führen. Ob eine Bahn verklebt werden muss, oder nur überlappend erstellt werden kann geht aus den jeweiligen Stoffnormen hervor. Das Problem ist nur das die DIN 18195-4 so viele verschieden Möglichkeiten und Materialien zulässt, die Verschiedenen Abdichtungsstufen zu erstellen, dass es nicht sicher sein kann, dass diese überhaupt mit einander Verklebbar sind.
    Eindeutiger ist hier die VOBAbk./C Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Abdichtungsarbeiten  -  DIN 18336 Ausgabe Dezember 2002.
    3.2 Abdichtung gegen Bodenfeuchte und nicht stauendes Sickerwasser
    3.2.1 Waagerechte Abdichtung in oder unter Wänden
    Die Abdichtung ist einlagig mit lose verlegten Bitumen-Dachdichtungsbahnen G 200 DD nach DIN 52130 "Bitumen-Dachdichtungsbahnen  -  Begriffe, Bezeichnung, Anforderungen" auszuführen.
    3.2.3 Abdichtung von Bodenplatten
    Die Abdichtung ist einlagig mit lose verlegten Bitumen-Schweißbahnen G 200 S4 nach DIN 52131 "Bitumen-Schweißbahnen  -  Begriffe, Bezeichnung, Anforderungen" auszuführen. Die Überdeckungen der Bahnen sind miteinander zu verschweißen.
  8. soweit klar, aber ...

    Foto von Stefan Ibold

    Moin,
    das Verkleben der Bahnen bezieht sich aus meinem Verständnis nur auf die Fläche selber, nicht aber auf das Verkleben der Bahnen mit den Sperrstreifen unter den Wänden.
    Mark, Du hast es geschrieben, es gibt eine unglaublich große Anzahl von möglcihen Abdichtungsbahnen. ie soll der Rohbauer wissen, welche Bahn der Dachdecker einbringen wird? Bei Kunststoffbahnen unter den Wänden ist kein dichter Anschluss mit Bitu-Bahnen herstellbar.
    Deshalb bleibe ich dabei: fachgerecht ist und bleibt das Hochführen und der Anschluss, weil das das Risiko am besten minimiert.
    Grüße
    Stefan Ibold
  9. Und ich bleibe dabei,

    G200DD besandet unter den Wänden, mit mindestens 20 cm Überlappungen unter einander und mindestens 8,0 cm seitlichem Überstand und eine G200S4 auf die BP. Die lassen sich mit einander verkleben  -  und alles wir gut
  10. Woher der Maurer das weiß?

    Na ganz einfach, SI: vom Planer!
    Und die da sparen, werden Mitglied bei dachmurks.de! ;-)
  11. rotfl

    Foto von Stefan Ibold

    Moin,
    @ Mark, Schweißbahnen und Dachbahnen lassen sich an sich nicht fachgerecht verkleben :)
    @ Dühlmeyer, sollte ich vielleicht einen Mitgleidsbeitrag erheben :)?
    Grüße
    si
    • Name:
    • si
  12. Insiderwitz? Bitte um Aufklärung!

    @ Mark, Schweißbahnen und Dachbahnen lassen sich an sich nicht fachgerecht verkleben :)

    Danke.

  13. kannst haben

    Foto von Stefan Ibold

    Moin,
    Dachbahnen sind erheblich dünner und haben ein anderes Bitumen als Schweißbahnen.
    Die Decksschicht bei Dachbahnen ist nur unzureichend geeignet, da man sehr schnell an die Trägereinlage gelangt, wenn das etwas zu warm wird. Dann KANN es passieren, dass die Deckschicht von der Trägereinlage gelöst wird und auch nicht mehr so 100 % hält. KANN!
    Was zusätzlich noch verbleibt ist die Fuge bei der Überlappung. Egal ob die 20 cm überdeckt, solange da keine ausreichende Last darauf kommt, kann Wasser sich dazwischen durchmogeln.
    Natürlich nur dann, wenn richtig Wasser ansteht. Kapillar sehe ich das nicht ganz so eng :)
    Grüße
    si
    • Name:
    • si
  14. Herr Ibold :-), Heißt das,

    dass Sie als Gutachter Herrn Cardens "Alles-Wird-Gut-Ausführung" im Fall der Fälle "bemängeln" würden?
    Oder verstehe ich etwas falsch?
    Bitte jetzt kein wischa-waschi mehr.
    Welche Ausführung ist theoretisch in Ordnung, "bezahlbar" und praktisch umsetzbar?
  15. es ist so

    Foto von Stefan Ibold

    Moin,
    nur, dass das hier nicht unbeantwortet stehen bleibt :)
    Ich würde, da ich ja die Probleme sehe, immer erst auf eine Dachbahn einen Heißabstrich auftragen, weil ich ohne die Bahn zu schnell mit der Flamme zerstören würde.
    Zudem hätte ic hdann auch noch den Vorteil, dass die nicht verklebte Überlappung der Bahn außerhalb des Wandbereiches mit abgedichtet würde.
    Ohne würde theoreisch vielleicht evtl. funzen (Glück gehabt) aber m.E. ist es nicht korrekt.
    Grüße
    si
    • Name:
    • si
  16. Was ist ein

    Heißabstrich?
  17. Dachbahnen sind dünner!

    Stimmt sollen die ja auch sein. Ich habe vor kurzen einen Schadensbericht gelesen, ich glaube in Verbindung mit dem Fraunhofer Institut festgestellt. Dort ging es zugegebener weise um Verblender  -  Aufstandsflächen. Hier wurde eine Schweißbahn im Aufsatzbereich der Verblendung aufgebracht. Das Gewicht der Verblendung hat dazugeführt, dass sich die Schweißbahn verflüssigt hat, was dann wiederum zu einem Gleitlager unter der Verblendung führte, welches wiederum Schäden erzeugt hatte.
    Des weiteren erlaubt die DINAbk. 18195-4 "Bauwerksabdichtungen; Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit (Kapillarwasser, Haftwasser) und nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden; Bemessung und Ausführung  -  2000/08" ja ganz klar, dass die Stöße der DD Bahnen verklebt werden dürfen. Sie dürfen nur nicht auf den Untergrund aufgeklebt werden.
    ... und alles wird Gut ;-)
  18. das

    Foto von Stefan Ibold

    Moin,
    es gibt Bitumen als Blockware. Die werden in speziellen Öfen mit Gas erhitzt und somit verflüssigt. Mit einem Eimer und einer sogenannten Klebemassebürste wird nun die heiße Klebemasse (das ist der geläufige Ausdruck) halbwegs gleichmäßig auf den Untergrund, hier die Dachbahn, gebracht.
    Ein Heißabstrich wurde früher erheblich häufigergemacht als heute. Nicht beschieferte Dachbahnen wurden so auf der Oberseite behandelt. Danach kam dann meist eine Pe-Folie als Trennschicht und dann die Auflast aus Kies.
    Bei Schweißbahnen macht ein Heißabstrich keinen Sinn, da die Schichtdicken ausreichend sind und Bitumen, je dicker es wird, dazu neigt, spröder zu werden.
    Reicht die Erklärung?
    Grüße
    si
    • Name:
    • si
  19. Ja.

    Aber sonst: *axelzuck* Was habe ich gelernt?
    Ich weiß immer noch nicht, wie's "unangreifbar" richtig ist.
    :-(
  20. Sieb und Eimer

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    Unangreifbar richtig ist "Heranführen". Einen Eimer und ein Sieb kann man auch durch Verschweißen nicht zu einem großen dichten Bottich machen.
    Aber das Problem ist temporär. In ein paar Jahren gibt es kein Bitumen mehr im Haus. Das soll ja Dämmung und Estrich angreifen wenn man den Herstellern dieser Produkte glauben darf. Bin schon echt gespannt, wann die Beton-, Ziegel- und KS-Hersteller in ihren Richtlinien die Trennlage zum Bitumen fordern. Verflüssigen tut es sich auch noch wie ich hier lese. Jetzt weiß ich auch, warum Perimeterdämmung wieder abfällt, wenn man nicht sofort verfüllt.
    Die Zukunft gehört hochreißfester PE-Folie für alle Lebenslagen, mitdenkend selbstverständlich ;)
  21. Nur zur Klarstellung.

    Nur die Schweißbahn nicht aber die DD Bahn neigt zur Verflüssigung unter Druck (laut Angaben in dem Schadensbericht nebst Versuchsreihen). Das soll an der Dicke der Bahnen, des Anteils des Verwendeten Bitumens wegen liegen.
    @ JDB Der hier diskutierte Aufbau gilt nur bei Feuchtigkeitsanfall nach DINAbk. 18195-4 "Bauwerksabdichtungen; Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit (Kapillarwasser, Haftwasser) und nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden; Bemessung und Ausführung  -  2000/08".
    Nach DIN 18195-6 "Bauwerksabdichtungen; Abdichtung gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes Sickerwasser;  -  2000/08" gelten andere Aufbauten. Mach Dir also kein Kopf. Wenn Du den von mir zitierten Aufbau wählt, bist Du auf der sicheren Seiten. Es funktioniert, ist DIN gerecht, konform mit der VOBAbk./C und aaRdTAbk..

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